Eigentlich sollten Sie hier einen Text zum Certamen Ciceronianum 2020 in Arpino lesen. Doch aufgrund der Pandemie konnte der Wettbewerb leider nicht stattfinden und das Ministerium für Schule und Bildung finanzierte mir als Ersatz eine Reise innerhalb der Grenzen des Imperium Romanum. So konnte ich nach mehreren Planungsanläufen schließlich im August 2021 gemeinsam mit einem Freund eine Woche in Südfrankreich verbringen.
####Sète

Die ersten beiden Tage verbrachten wir in
Sète, einer Hafenstadt am Etang de Thau.
Der Etang, ein Salzwassersee, ist prägend für
das Stadtbild, denn es verlaufen viele kleine
Kanäle durch Sète, die den Etang mit dem
Meer verbinden. Bei einer Radtour entlang
der Kanäle in das nahegelegene Frontignan
sammelten wir Eindrücke von der Landschaft
der Camargue und machten einen Abstecher
ans Meer.
#### Arles – Arelate

Von Sète machten wir uns auf den Weg in die
Provence nach Arles, wo wir die übrigen fünf
Tage verbrachten. Unser sehr gemütliches
Hotel lag etwas außerhalb von Arles, so dass
wir entweder aufs Fahrrad steigen oder einen
Transfer organisieren mussten, um in die
Stadt zu kommen. Für die idyllische Lage des
Hotels inklusive Pool hat es sich aber definitiv
gelohnt.

Arles ist nicht nur aufgrund seiner römischen
Geschichte spannend, sondern bietet mit
seinen vielen kleinen Gassen insgesamt eine
sehr schöne Atmosphäre. Das Amphitheater
ist auf einem Hügel in der Altstadt gebaut, zu
dem man über Treppen hinaufläuft. Damals
wie heute ist es Schauplatz von spectacula,
da es noch immer als Arena für die regional typischen
Stierkämpfe, die _courses camarguaises_, genutzt wird. Erstaunlich ist
die geringe Zahl an Besuchern – nicht nur im
Amphitheater,
sondern
auch
in
dem
römischen Theater in der Nähe.
#### Nîmes – Nemausus

Als römischste Stadt außerhalb Italiens gilt
Nîmes, einst die Hauptstadt der römischen
Provinz Gallia Narbonensis. Und so finden
sich überall in der Stadt Zeugnisse der
römischen
Stadtgründer:
Sowohl
das
Amphitheater als auch der Tempel, die
maison carrée, sind die am besten erhaltenen
Bauwerke ihrer Art weltweit. Gerade der
Tempel ist nahezu unversehrt, da er seit der
Antike durchgängig genutzt wurde – als
Kirche, Konsulat und heute als Museum, in
dem wir eine Kinovorstellung zur Entstehung
der römischen Stadt ansehen konnten.
Sehr schön ist in Nîmes übrigens auch die
gelungene
Einbindung
der
antiken Monumente in das heutige Stadtbild.
####Pont du Gard

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Pont du
Gard zu kommen, erwies sich als eine kleine
Herausforderung. Nachdem wir eigentlich
schon Mittwoch von Nîmes aus zum Pont du
Gard fahren wollten, versuchten wir es
Donnerstag aus Avignon. Mit dem Bus fährt
man durch viele kleine Dörfer und vorbei an
Weinfeldern. Der Pont du Gard selbst ist das
bei weitem schönste Stück des Aquädukts,
das Nîmes in der Antike mit Wasser versorgte,
und das für mich beeindruckendste Bauwerk
der
Reise,
insbesondere
wegen
der technischen Leistung der Römer
####Orange – Arausio

Orange ist vor allem für das _théâtre antique_
bekannt,
macht
aber
auch
politisch
Schlagzeilen, da der Bürgermeister seit 1996
vom rechtsradikalen Front National gestellt
wird.
Das römische Theater ist – auch bei Regen –
sehr beeindruckend, da nicht nur die
Sitzreihen und einzelne Säulen, sondern die
gesamte
Bühnenwand
inklusive
einer
Augustusstatue erhalten sind. So kann man
sich sehr gut vorstellen, wie hier vor 2000
Jahren Stücke von Seneca oder Euripides
aufgeführt wurden.
####Avignon

An jeder Ecke Werbeplakate für die nächsten
Theatervorstellungen, weitläufige Plätze mit
Cafés und der Palast der Päpste, die in
Avignon im 14. Jahrhundert ihren Sitz hatten.
Sehr schön ist auch der Garten des
Papstpalastes, der am Berg gelegen ist und
einen tollen Blick über die Stadt und die
Rhône mit dem _pont d'Avignon_ bietet. Etwas
überraschend kam für uns allerdings, dass
der
Garten
pünktlich
um
19.30
Uhr
geschlossen wird, so dass man um 19.36 Uhr
möglicherweise hinter verschlossenen Toren
steht und nach alternativen Auswegen aus
dem Garten suchen muss.
Besonders bedanken möchte ich mich abschließend bei Herrn Weber für die
Organisation der Reise und seine Geduld bis hin zum dritten Planungsanlauf. Die Tage
in Frankreich waren für mich nicht nur mit Blick auf die römischen Sehenswürdigkeiten
sehr spannend, sondern nach anderthalb Jahren Pandemie eine tolle Erfahrung, die
ich lange in Erinnerung behalten werde.
```{.author}
Jule Langen
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