Das vergangene Wettbewerbsjahr 2020 stellte das Certamen Carolinum vor große und neue Herausforderungen. Schulschließungen und die wachsende Inzidenz innerhalb der neuen Pandemie ließen auch bei uns Zweifel aufkommen, ob der Wettbewerb durchführbar sei.

Doch dank der solidarischen und verantwortungsvollen Unterstützung vieler Partner konnte der Landesschülerwettbewerb Alte Sprachen NRW zu einem erfolgreichen Ende geführt werden. So unterstützten das Görres-Gymnasium in Düsseldorf, das Goethe-Gymnasium in Dortmund, das Schillergymnasium in Münster sowie das Anno-Gymnasium in Siegburg uns trotz Pandemie als Klausurort für die zweite Wettbewerbsrunde. Den Schulleitungen und aufsichtsführenden Kolleginnen und Kollegen sei hier noch einmal sehr herzlich gedankt.

Die zunehmenden Fallzahlen im vergangenen Herbst ließen uns keine andere Wahl, als zum ersten Mal in der Geschichte des Certamen Carolinum die Endrunde in digitaler Form durchzuführen. Hierbei schuf die IT des Kaiser-Karls-Gymnasiums in Aachen um Wolfgang Scheuer und Andreas Krahl die technischen Voraussetzungen für eine sehr erfolgreiche Durchführung der Finaltage, an deren Ende eine würdige digitale Preisverleihungsfeier stand. Auch diesen Kollegen gebührt unser herzlichster Dank.

Nun befinden wir uns seit mehr als einem Jahr in einem pandemischen Geschehen und der seit Dezember andauernde Lockdown mitsamt Schul- und Bibliotheksschließungen trieben zu Beginn des Jahres uns wieder Sorgenfalten auf die Stirn, hatten doch potenzielle Teilnehmende kaum Möglichkeiten, eine wissenschaftliche Facharbeit anzufertigen.

Mit umso größerer Freude dürfen wir nun das Certamen Carolinum 2021 eröffnen, an dem trotz aller widrigen Umstände 74 Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Dieses Engagement und Interesse für die alten Sprachen begeistern uns sehr.

Die meisten Schülerinnen und Schüler thematisierten dabei in einem Vergleich zwischen Augustinus und Cicero die Frage: „Was ist Gerechtigkeit?“ Vor allem folgendes Wort Ciceros ist dabei von bleibender Bedeutung und sollte uns allen in der Pandemie eine wertvolle Stütze sein. Er mahnt uns in seinen Ausführungen über die Gerechtigkeit in De off. 1,22f., dass

„homines autem hominum causa esse generatos, ut ipsi inter se aliis alii prodesse possent, in hoc naturam debemus ducem sequi, communes utilitates in medium adferre, mutatione officiorum, dando accipiendo, tum artibus, tum opera, tum facultatibus devincire hominum inter homines societatem. Fundamentum autem est iustitiae fides, id est dictorum conventorumque constantia et veritas.” – „die Menschen aber um ihrer Mitmenschen willen gezeugt sind, damit sie, einer dem andern, von sich aus sich gegenseitig nützen können, so müssen wir darin der Natur als Führerin folgen, den gemeinsamen Nutzen in den Mittelpunkt stellen, durch Gegenseitigkeit der Leistungen – durch Geben und Nehmen –, durch Fachkenntnisse, Opferbereitschaft und Mittel das Band zwischenmenschlicher Zusammengehörigkeit festigen. Die Grundforderung der Gerechtigkeit aber ist die „Verlässlichkeit“, d.h. Stehen zu Zusagen wie Übereinkünften und Wahrhaftigkeit“

(Marcus Tullius Cicero, De officiis. Vom pflichtgemäßen Handeln. Lt./dt., übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Heinz Gunermann. Stuttgart 1976,23.).

Mit diesen Worten und aufgrund unserer Erfahrungen aus dem letzten Jahr schauen wir nun sehr zuversichtlich auf dieses Wettbewerbsjahr, wünschen allen Teilnehmenden viel Erfolg und Gesundheit in der Hoffnung, die Finalistinnen und Finalisten im November wieder persönlich in Aachen begrüßen zu dürfen. Dort werden besondere Ehrengäste und attraktive Preise auf sie warten.

A. Weber