Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen: meine Teilnahme an der Endrunde des Certamen Carolinum 2014, in der ich mein vorbereitetes Thema als Festvortrag präsentieren und den Prix Charlemagne entgegennehmen durfte. Ich kann mich noch sehr gut an mein selbst gewähltes Thema „Die Wirkung von Musik – nicht nur auf den Geist, sondern auch auf den Körper?“ erinnern. Schon damals habe ich zwei meiner Leidenschaften miteinander verbunden, nämlich die Medizin und die Musik. Von den „Noctes Atticae“ (deutsch: „Die attischen Nächte“) des Autors Aulus Gellius ausgehend, habe ich mich mit viel Freude an den alten Sprachen Griechisch und Latein auch mit dem Rhetoriker Quintilian, den Pythagoreern, Platon und anderen Philosophen beschäftigt. Schon in der Antike war man sich der Wirkung der Musik auf Körper und Geist durchaus bewusst. Auch heute stößt man auf die eine oder andere Forschungsarbeit wie die von Prof. Eckart Altenmüller, einem Arzt und Musiker, mit der Überschrift „Neurobiological Aspects of Neurologic Music Therapy“.
Meiner Begeisterung für die Medizin gehe ich seit Herbst 2015 intensiv mit meinem Studium der Humanmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster nach. Je mehr ich über den Menschen und seine Gesundheit lerne, desto mehr wird mir klar, dass Körper und Geist eben nicht immer klar zu trennen sind. Ich begegne Patienten mit vergleichbaren Krankheiten und gleicher Therapie, die diese individuell verarbeiten und sich auch unterschiedlich gut fühlen. Auch die Wirkung der Musik nicht nur auf den Geist, sondern auch auf den Körper habe ich kürzlich im Praktikum auf der Bettenstation eines Krankenhauses beobachtet. Eine Patientin, die nur noch palliativ behandelt wurde und deren Schmerzen mit Morphin gelindert wurden, hörte das Lied „Major Tom“ von Peter Schilling und wippte dazu mit Kopf und Händen im Takt. Die vorher eher angespannten Gesichtszüge machten für den Moment einen entspannteren, vielleicht sogar von Freude erfüllten Eindruck. In diesem Fall kann ich nicht endgültig die Wirkung der Musik beweisen, doch es scheint mir das Thema meines Vortrages immer noch aktuell zu sein, sodass ich ihm gerne weiterhin nachgehe. Nicht nur die Temperamentenlehre, die auf Hippokrates zurückgeht, spielt heutzutage noch eine Rolle. Es wird in der Medizin zunehmend der Körper als ein ganzheitlicher Organismus gesehen, der oft mehr als nur einer topischen Therapie bedarf.
Auch die Musik ist mir als wichtiger Bestandteil meines Lebens erhalten geblieben. Mit viel Freude spiele ich immer noch Cello und Klavier, egal ob solo, im Duett oder im Orchester, zuhause, in der Kirche oder im Konzert. So engagiere ich mich u. a. als Cellisten im Studentenorchester Münster und im Freien Musical-Ensemble Münster. In der Advents- und Weihnachtszeit bereite ich zusammen mit meinen Geschwistern vielen Menschen im Altenheim oder zuhause mit Weihnachtsliedern eine Freude.
Die alten Sprachen begleiten mich dabei auf meinem Weg, sei es im Konzert des Studentenorchesters mit dem Thema „Dona nobis pacem“ oder in der medizinischen Terminologie. Und nicht nur da, wie mir das Fach „Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin“ im Studium gezeigt hat. Auch auf meinen Reisen wie die in die urbs aeterna, also nach Rom, war es mir immer wieder hilfreich, Hintergrundwissen zu Kultur und Sprache zu haben und auch ein paar Worte Italienisch durch meine Lateinkenntnisse zu verstehen. So bleiben die alten Sprachen lebendig und Erkenntnisse kluger Köpfe von damals regen mich auch heute noch immer wieder zum Nachdenken an.
Vivat lingua latina! Ζήτω ἡ Ἑλληνικὴ γλῶσσα.