Auf dem Piazza Navona konnte man nicht nur Brunnen mit interessanten Kreaturen, sondern auch zahlreiche Künstler, die Portraits oder Karikaturen zeichneten, malten oder auch vielschichtig mit Spraydosen unter anderem klassisch römische Motive verarbeiteten, und Tänzer vor einer wunderschönen Kulisse bewundern.
Doch auch diesen Platz ließen wir hinter uns und liefen weiter zum Tiber, um die westliche Seite Roms entlang des Tibers wenigstens zu Gesicht zu bekommen. Nach einer kurzen und langsam mückenreichen Pause am Flussufer, rafften wir uns auf, vorbei am Mausoleo, welches leider nicht richtig zu sehen war, durch eine Einkaufsstraße, die als solche gar nicht zu erkennen war, da die meisten Geschäfte schon geschlossen hatten, zum Piazza del Poppolo. Dort aßen wir eine leckere Foccacia während wir die Aussicht des Platzes und Seifenblasen eines Straßenkünstlers bewunderten. Im Anschluss liefen wir die angrenzende Treppe Pincio hoch und genossen von der höchsten Plattform den Anblick, den uns die Großstadt in all ihren Farben und Facetten im warmen Licht der langsam anbrechenden Dämmerung bot.
Vorbei an der Villa Medici, gelangten wir an einen weiteren beliebten Touristenort: Mit den vorhergehenden Eindrücken konnte die deutlich vollere spanische Treppe und der anliegende Platz nicht ganz mithalten. Nicht zuletzt deswegen, weil dort die Präsenz und Aufdringlichkeit der Straßenhändler deutlich zunahm. Generell fand man die Straßenhändler, die meistens Wasser für viel Geld, aber auch Armbänder, Selfie Sticks, Sonnenbrillen und vieles weiteres verkauften, vor allem an historischen Stätten oder anderen Besichtigungsplätzen, sowie Fußgängerzonen vor. Dies beschränkte sich natürlich nicht nur auf Rom, war in der Großstadt aber besonders auffällig. Im Vergleich zu meiner Erfahrung in Rom ein Jahr zuvor, in dem ich die Verkäufer teilweise als sehr belästigend empfand, waren sie die gesamte Reise über aber im Großen und Ganzen weniger aufdringlich.
Unseren Spaziergang setzten wir am Fontana del Tritone fort, am Hard Rock Café vorbei zum Piazza della Rupublica. Wirklich müde waren wir beide noch nicht, sodass wir beschlossen, den Circus Maximus noch anzuschauen. Dabei ließen wir uns aber vorher noch Zeit, das Colosseum und den Arco di Constantino beleuchtet bei Nacht zu betrachten. Am Circus Maximus sahen wir jedoch nicht viel, da dort Aufbauarbeiten eines Events stattfanden. Stattdessen hatte man vom Campidoglio aus eine wunderbare Aufsicht auf das Forum Romanum, das menschenleer und in der Dunkelheit ein sehr atemberaubendes Erlebnis ist. Von dort aus machten wir uns aber dann doch auf, nach einem langen Tag, jedoch nicht, ohne vorher noch vom Piazza Venezia das Monumento a Vittorio Emanuele II zu betrachten. Im Hotel fielen wir dann gegen 11 Uhr erschöpft ins Bett, da wir am nächsten Tag schon kurz nach 6 aufstehen mussten.
Unser nächstes Ziel war Paestum. Nicht ganz absichtlich und aufgrund mangelnder Durchsagen stiegen wir zur geplanten Zeit leider eine Haltestelle zu früh aus. Bis wir das merkten, waren wir schon ein bis zwei Kilometer vom Bahnhof entfernt und noch gut eine Stunde zu Fuß weg von unserem Ziel. Wir wären die Strecke auch noch gelaufen, wurden aber glücklicher- und freundlicherweise von einer italienischen Familie mitgenommen, was bei der aufkommenden Hitze sicher die bessere Lösung war. Ein Hoch auf die Italienischkenntnisse von Elise, die das ermöglichten, und natürlich der unglaublichen freundlichen Familie!
Der abenteuerliche Teil des Tages war abgeschlossen, dennoch wurde es nicht weniger spannend. Besonders nach unserer Studienreise von der Schule aus nach Griechenland war Paestum hochinteressant.Die Stätte ist sehr weitläufig und immer wieder mit Informationstäfelchen ausgestattet, die über bestimmte Gebäude, wie z.B Wohnkomplexe, Versammlungsorte, Thermen etc. informieren. Das Beste waren aber natürlich die drei Tempel, die unglaublich gut erhalten sind. Tatsächlich auch einmal in einen Tempel hineinzugehen und die Gesamtstruktur sowohl von innen als auch außen zu erleben, machen diesen Besuch mehr als wert.
Weiter punktet Paestum aufgrund dessen, dass dort kein Übermaß an Touristen herrschte, wie es in Rom der Fall war, was es deutlich leichter machte, die Stätte in Ruhe zu erkunden. Außerdem war es ganz schön, in Italien auch mal andere, als korinthische Säulen zu sehen.
Vor der Mittagssonne flohen wir nach Erkundung des Geländes in das Museum. Das Museum ist sicherlich auch mehr als einen Besuch wert, da es neben der Geschichte der Stätte und
Exponaten aus der Stätte, einen sehr viel weiteren Ausblick als die Zeit von vor 2000 bis 3000 Jahren gibt, Kunstwerke ab dem Ende des Mittelalters vorstellt, die antike Motive verarbeiten, und einen große Ansammlung von Grabsteinen bietet.
Nach den Informationen, die wir draußen auf dem Gelände schon erhielten, ist man leider nicht mehr ganz so aufnahmefähig, sodass ich mich nur auf die Geschichte Paestums und einige Exponate konzentrieren konnte.
Gegessen wurde fast direkt neben dem Museum mit einem schönen Ausblick und der Begleitung von ein, zwei Katzen. Bevor wir zurück nach Salerno fuhren, stöberten wir noch ein wenig in den vielen Läden, bis wir beide mit unserer Ausbeute zufrieden waren.
Diesmal stiegen wir übrigens richtig aus.
Für den nächsten Morgen war dasselbe geplant, wie all die Tage zuvor: Früh aufstehen, früh da sein. Aber irgendwie wurde es auch ein Italien ein typisch fauler Sonntag, der nur schleppend starten wollte. Schlimm war das nicht, wir zogen einfach unser ruhiger geplantes Programm von Montag vor. Ganz so ruhig wurde es dann doch nicht, denn die zweite Hürde nach dem Aufstehen zu überwinden, war es, für Desinfektionsmittel eine Apotheke zu finden, da sich inzwischen einige Mückenstiche entzündet hatten. Glücklicherweise stellte sich das dank der italienisch Kenntnisse von Elise und freundlichen Italienern als kein allzu großes Problem heraus.
Die Mückenstiche versorgt, waren wir dennoch ein wenig unentschieden, wie der Tag weitergehen sollte, da uns viele Wanderwege offen standen. Letzendlich hatte ich aber wenig Lust mich in der Hitze in einen Bus zu quetschen.
Da wir erst in der Mittagssonne loszogen, blieben wir erstmal in der Stadt, wo uns die Gebäude immerhin ein wenig Schatten spendeten. Diesmal liefen wir die Fußgängerzone entgegengesetzt zum Bahnhof ab, und machten dort Abstecher in einige interessante Läden. Salernos Innenstadt bietet eine große Auswahl an Mode, Cafés und vieles mehr. Wer nach Italien zum Shoppen kommt, kann dies dort bestimmt gut erledigen. Nachdem die Shoppingmeile hinter uns gelassen war, machten wir einen kleinen Abstecher zur Kathedrale San Matteo. Der Vorhof ist wunderschön und beeindruckend gestaltet, über die Kirche an sich kann ich leider wenig sagen, da dort gerade eine Hochzeit veranstaltet wurde.
Weiter ging es in die anfangs eingeschlagene Richtung. Der Gang durch die Stadt war faszinierend, denn man fand an eigentlich jeder Ecke ein paar faszinierende Gebäude mit süßen Details.
Wir näherten uns langsam dem Berg und verließen damit auch die Stadt. Der Weg nach Vietri di Sul Mare ist zwar kein allzu langer, aber ein anstrengender Fußmarsch, vor allem da die Strecke doch kein richtiger Wanderweg am Berg war, sondern mehr ein kleiner Bürgersteig an einer gut genutzten Straße. Dennoch lohnte sich die Mühe, da der Ausblick übers Meer und die Amalfiküste aus dieser kleinen Stadt ein ganz anderer war, als der der Hafenstadt Salerno.
Auch die Gemeinde an sich war ein Kunstwerk an sich, die Altstadt eine wunderschöne Straße, einige Hauswände waren mit Keramikgebilden verziert und vor fast allen Läden gab es eine Auswahl von bunten Keramiktellern, -tassen, -tieren, -uhren und vielem mehr. Der eher spontane Ausflug in diese Stadt hatte sich auf jeden Fall gelohnt.
Der dörfliche Charakter wurde im Anschluss deutlicher, als es am Bahnhof keine Tickets zu kaufen gab, und man einige Treppen wieder hinunter- und dann wieder heraufsteigen durfte, nachdem man die Fahrkarten in einem Keramikladen herhalten hatte. Das war dann doch genug “Aufstieg” für den Tag und den Rest des Abends ließen wir eher entspannt angehen.
Dafür ging es am nächsten Morgen wieder früh zum Zug nach Ercolano. Die Fahrt dauerte zwar etwa eine Stunde, aber recht angenehm mit einem Buch in der Hand. Das Herculaneum verriet seinen Aufenthaltsort aufgrund der vagen Ausschilderungen und fehlenden Besuchermassen nicht sofort und ging auch im Überblick über die Stätte in den Häuserfassaden der Stadt Ercolano ein wenig unter. Beim Betreten des Geländes wurde dann aber der Kontrast zwischen Antike und Moderne sehr heftig.
Die Stätte ist tatsächlich sehr gut erhalten und ich hatte direkt das Gefühl in die Antike eingetaucht zu sein. Besonders faszinierend fand ich die Details, die mir die Stätte bot: Großteilig erhaltene Mosaike, Wandmalereien, Masken oder sonstige Verzierungen. Die einzelnen Gebäude waren mit kleine Täfelchen versehen, sodass man doch durchaus einen besseren Eindruck über die Lebenssituation der Einwohner hatte: Wie groß sie lebten, wo sie in die Therme und die Taverne gingen und vieles mehr.
Ein Mitarbeiter des Herculaneums interpretierte unsere Faszination wohl als Orientierungslosigkeit und begann uns ein wenig herumzuführen und einiges zu erklären. Viele Details, die er erklärte, wären mir tatsächlich entgangen, wie zum Beispiel die Stelle am Rande einer Straße, die so gefertigt war, dass man dort Pferde festbinden konnte. Da er eigentlich nur italienisch sprach, verstand Elise wohl deutlich mehr als ich, aber auch ich konnte einiges mitnehmen.
Im Anschluss erkundeten wir noch auf eigene Faust den Rest des Geländes und den Museumsshop. Weiter ging es dann zur Torre Annunziata. In dieser Stadt war ich doch sehr dankbar für Google Maps, denn die Villa Oplontis war nicht gut zu finden und mehr als spärlich ausgeschildert. Auch hier war das Gelände mitten in der Stadt eingebettet, wo man es vielleicht gar nicht erwartet hätte.
Während Paestum und Herculaneum schon angenehm und in Ruhe zu besichtigen waren, hatte man in der Villa eine ungestörte Freiheit. Man muss sie tatsächlich als leer beschreiben, neben uns waren vielleicht zwei andere, kleinere Gruppen anwesend. Die von uns erlebte Besucheranzahl wird der Villa jedoch nicht gerecht: Sie enthielt unzählige wunderschöne Wandmalereien, die teilweise noch im Original ganz gut zu erkennen waren, Böden- und Wandmosaike in fast jeder Räumlichkeit: Atrium, eine eigene Thermenanlage, Esszimmer, Schlafgemächer, Flure und Säle waren in verschiedenen Stilen aufgemacht. Über die Räume gab uns ein kleines Heft, das wir beim Eintritt erhielten, ein paar Informationen.
Die Villa beeindruckte neben ihren zahlreichen Verzierungen natürlich auch durch die Größe selbst und die des anliegenden Gartens und Schwimmbeckens.
Um zu betrachten, was reiche Römer mit ihrem Geld zum Ausdruck bringen konnten, war dieser Ausflug natürlich ideal und hat mir sehr gut gefallen.
Der nächste Tag, an dem wir uns wieder für eine Nacht nach Rom aufmachten, verlief leider gar nicht nach Plan, denn mein Ausweis war verschwunden. Das geplante Programm konnten wir so leider nicht mehr machen, aber immerhin konnte ich noch die Carabineri und die deutsche Botschaft in Rom erleben, was nun mal nicht jeder Tourist von sich sagen kann.
Mit meinem neuen “Reiseausweis als Passersatz” in der Hand konnten wir nach diesen stressigen 24 Stunden deutlich beruhigter unsere Reise zu unserem letzten Ziel an unserem letzten Tag fortsetzen:
Verona, die Stadt der Liebe. Meiner Meinung nach heißt sie so nicht unberechtigt, denn ich verliebte mich direkt in die (Alt-) Stadt an sich. Viele kleine Details einzelner Gebäude entzückten das Auge und vervollständigten zusammen mit der Etsch und den historischen Gebäuden die einzigartige Atmosphäre der Stadt.
Schon die Arena zu umgehen, war sehr aufregend: Da in der Arena regelmäßig Aufführungen stattfinden (von denen man von außen übrigens so gut wie nichts hört), waren außen herum teilweise Kulissen gelagert, die man ausgiebig betrachten konnte und sich im Anschluss wundern, zu welcher Aufführung diese wohl gehören. An sich war dieses Amphitheater im Gegenzug zum Teatro Romano di Verona deutlich imposanter, wobei letzteres bezüglich der Besucherzahlen besser zu genießen war. Beide hinterließen einen guten Eindruck, trotz etwas kürzerer Besuche.
Den Abend genossen wir noch mit Pasta und schöner Aussicht auf den Piazza dei Signori, erkundeten ohne Ziel oder Plan die Stadt, verloren uns in Buchhandlungen und genossen himmlisches Eis an der Etsch.
Von dort aus ging es für mich und Elise dann weiter in unseren jeweiligen Familienurlaub und ich musste mich schweren Herzens von Italien und seiner wunderbar warmen Sonne verabschieden.
Karolin Scharf